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Seelische Krankheiten sind in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu. Die Betroffenen verstecken ihre Sorgen aus Angst vor den Konsequenzen, sei es im Beruf oder Privaten. Für meine Arbeit „Mental Health“ habe ich zwei Männer begleitet, die mir von ihrem Leben und ihrem Stigma berichtet haben.

MENTAL HEALTH

Herr P.
Schizophrenie

Herrn P. lernte ich bei meinen Recherchen in einer Tagesklinik kennen. Von außen wirkt er unscheinbar, normal. Aber wenn man sich mit ihm unterhält, merkt man schnell, dass er einiges mit sich herumträgt. Als wir uns auf einen Kaffee in Rudow trafen, erzählte er mir schnell seine Lebensgeschichte. Seine Eltern sind schon verstorben und er meinte, das hat einiges leichter gemacht für ihn. Sein Leben lang hat er sich missverstanden gefühlt und bekam von seiner Familie nicht die nötige Unterstützung. Den Kontakt zu seinen Geschwistern hat er bis auf seine Schwester eingestellt. Herr P. hat eine freundliche Art, er will sich zeigen und versucht einfach nur Anschluss zu finden. Er schlug als Nächstes vor, wir könnten in den Zoo gehen, sein Lieblingsort. Er fotografiert dort immer gerne die Tiere, obwohl es ihn auch traurig machen, sie so eingesperrt zu sehen. Bei unserem nächsten Treffen zeigte er mir, wo er aufgewachsen ist. An jeder Ecke Erinnerungen aus der Kindheit, manche schön, manche schmerzhaft. Und trotz alledem ist er wieder hier her zurückgezogen. Das Leben von Herrn P. ist kein leichtes, aber er lässt sich nicht unterkriegen und geht weiter seinen Weg. Mich hat er sehr beeindruckt und berührt.

Herr K.
Depression

Herrn K. lernte ich auch in einer Tagesklinik kennen. Herr K. hat eine schwere Vergangenheit hinter sich. Nachdem der Vater aus dem Krieg zurückgekehrt war, erkannte er seinen Sohn nicht wieder. Dieser hat sich als Homosexuell geoutet, sein Vater konnte das nicht nachvollziehen und Herr K. zog von zuhause aus. Im Berlin der Nachkriegszeit zog es ihn in die Travestie Szene und er fand dort einen Ort, wo er sich zugehörig fand. Sein Leben ist geprägt von Missverständnissen und Enttäuschungen. In der Liebe und im Beruf. Ende der 80er erlitt er eine Depression und konnte sein Leben nicht mehr wie gewohnt fortführen. Er nahm Drogen und umgab sich mit den falschen Leuten. Er blickt aber trotzdem mit Stolz auf seine Vergangenheit zurück, er lebt für seine Kunst und erinnert sich gerne zurück an die Zeit. Heute kämpft er weiterhin mit seinen Problemen, hat sich aber unter Kontrolle und fand in der Tagesklinik Unterstützung und Mitgefühl.

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